Teambuilding – einfach so?

… eher nicht!

Habt ihr wie ich auch schon mal aktiv oder passiv an einer eher „halbgaren“ Teambuildingmaßnahme teilgenommen? Gerade im Profifussball (aber wohl bestimmt auch in Unternhemn) werden Maßnahmen wie der Besuch im Klettergarten, Canyoning, Floss- oder Brückenbau gerne mal als spaßige Auszeit+ für die Athleten im Rahmen eines Trainingslagers „eingebaut“; irgendwie gilt es ja einem „Lagerkoller“ zu entgehen, den Kopf frei von Arbeit zu bekommen, gruppendynamische Prozesse zu beobachten und/oder einfach um Schubidu und so … 

 

Doch wie ich in einem aktuellen Artikel der Leistungssport (1/22) lese, gibt es derzeit nicht wirklich stichhaltige Beweise für die Wirkung einer abenteuer- oder outdoorbasierten TB-Maßnahme auf die Kohäsion oder die Zusammenhänge sind eben nur unzureichend untersucht.

 

Mit der Wechselwirkung von Leistung und Kohäsion im Hinterkopf stellen sich mir daher zwei Fragen:
1. Was meint Teambuilding denn eigentlich genau und wie grenzt es sich zu den Begriffen Teambonding, Teamtraining und Teamentwicklung ab? Und 2. Wie ist der Effekt von TB-Maßnahmen auf die Kohäsion denn positiv zu beeinflussen?

 

Teambonding – Teamtraining - Teambuilding - Teamentwicklung
Nach kleiner Internet und Literaturrecherche möchte ich die Begriffe mal nach meinem Verständnis wie folgt strukturiert eingrenzen: Das Teambonding dient dem Zweck, die Beziehungen der Gruppenmitglieder untereinander in einer ungezwungenen Atmosphäre zu stärken (z.B. der Mannschaftsabend). Doch nur dadurch dass man sich mag, arbeitet das Team ja nicht produktiver (sieh hierzu auch den Blog über Kohäsion)! Das Teamtraining steht dem entgegen und beinhaltet ein intensives Arbeiten an Fragen der Zusammenarbeit zur Steigerung der Produktivität in einem dann wohl eher „förmlichen“ Rahmen (z.B. gemeinsame Erarbeitung von Zielen).
Das Teambuilding wiederum vereint diese beiden Aspekte und sollte einen Mix aus Herausforderungen, Unterhaltung aber auch der Reflexion des Miteinander beinhalten. Es steht im Prozess der Teamentwicklung so ziemlich am Anfang. Aus diesem Grund sind Teambuilding-Maßnahmen eher für neu entstandene Gruppen sinnvoll und sollten den Einzelnen in einer Gruppe dazu verleiten, ein Stück seiner persönlichen Freiheit für die Zusammenarbeit in der Gruppe aufzugeben.
Die Basis dafür ist Vertrauen. Vertrauen in die Gruppe, in die Zusammenarbeit sowie die Erreichung der gesteckten Ziele. Das erklärt auch die durchaus häufige Wahl der einführend genannten Maßnahmen, für dessen Effektivität förderliche Rahmenbedingungen geschaffen werden sollten. 

 

Förderliche Rahmenbedingungen für Outdoor-/Abenteuer-TB Maßnahmen
Neben einer offenen Haltung der Gruppenmitglieder sollte die Führung ein professionell und neutral begleitetes Event aktiv unterstützen und auch nach dem Event als Ansprechpartner fungieren. Dabei sollten alle Teilnehmer genaue Kenntnis über die Maßnahme sowie dessen Zielsetzung bekommen. Die Maßnahme selbst hingegen sollte die Belange des ganzen Teams bzw. jedes Einzelnen daraus abdecken und somit in Gänze an die Gruppe angepasst sein. Auch wenn bestimmte Teilaspekte der Übung schwierig sind, sollte man keinen Zeitdruck ausüben und der Gruppe ausreichend Zeit zur internen Auseinandersetzung mit dem „Problem“ geben. Ebenso sind die Zusicherung von Diskretion sowie die Reflexion bzw. Evaluation für den Erfolg der Maßnahme und dessen Transfer in den Alltag unabdingbar.

 

Doch selbst wenn alle Rahmenbedingungen erfüllt sind fragt man sich, ob ein solches Event letztlich ausreicht, um über eine Saison hinweg – also nachhaltig – positiv auf die Aufgaben – aber auch Gruppenkohäsion zu wirken? Denn wenn Vertrauen die Basis ist, geht es auch darum diese Basis in Form des Wissens über die Stärken meiner Teammitglieder langfristig und nachhaltig präsent zu haben?!

 


Führung muss Teamentwicklung denken …
Im Artikel von Lau, Lenz, Stenzel und Stoll (Leistungssport 1/22) wurden zwei Fussballmannschaften sowie eine Eishockeymannschaft mit je einer professionell begleiteten Outdoor-/Abenteuer Erfahrung, einer Stärken-Analyse sowie einem Zielsetzungstraining konfrontiert und die Sozial- wie auch Aufgabenkohäsion mit einem wissenschaftliche evaluierten Fragebogen untersucht. Im Vergleich zur Kontrollgruppe wurde deutlich, dass die Maßnahmen einen positiven Effekt auf beide Kohäsionsformen hatten – allerdings nur etwa 90 Tage. Danach flachte der Effekt wieder ab.

Nimmt man die Ergebnisse als Ausgangspunkt, gilt es über die Regelmäßigkeit solcher aber, auch der Einführung langfristig vollzogener Maßnahmen nachzudenken. Wenn bestimmte TB-Maßnahmen jedoch eher für bspw. jüngere Gruppen geeignet sind, stellt sich die Frage, welche Maßnahme denn zum dann aktuellen Zeitpunkt (z.B. nach 90 Tagen) die Richtige ist? Eine Vermischung der Zielsetzung bestimmter Maßnahmen oder o.g. Maßnahmen mit einem bereits „performenden“ Team durchzuführen senkt letztlich die Effektivität und die Maßnahme verpufft. Für eine zeitgemäße Führung ist fundiertes Wissen über die Prozesse der Teamentwicklung daher unerlässlich. Welche diese sind, lest ihr in einem meiner nächstens Blogs …

 

Danke an Tanja Spielberger für ihren konstruktiven Beitrag zu diesem Blog!

 

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